Digital Business31.05.2023 Newsletter

Das Metaverse – ein rechtsfreier Raum?

Einführung in die rechtlichen Fragen zum Metaverse

 

Es ist einer DER Hypes in diesem Jahr: Das Metaverse.

Im Metaverse treffen sich Menschen aus der ganzen Welt und interagieren miteinander mit ihrem eigenen Avatar. Viele große und bekannte Unternehmen haben bereits ihren ersten digitalen Store im Metaverse eröffnet, in dem sich Kunden beispielsweise digitale Kleidung für den Avatar anschauen und erwerben können. Manchmal bekommt der Kunde das gleiche Produkt in physischer Form nach Hause geschickt. Daneben wird das Metaverse auch für kurzfristige Marketing-Projekte genutzt: So wird beispielsweise ein digitales Konzert auf einer eigenen Plattform veranstaltet, das die Nutzer mit ihrem Avatar besuchen können.

Das Metaverse dient außerdem zur Vereinfachung von Fortbildungen und Schulungen. Im Gesundheitswesen können bestimmte Operationen und Eingriffe mithilfe von neuster Technologie digital geübt werden. Durch das rasante Wachstum des Metaverse werden mehr und mehr Arbeitsplätze geschaffen, bei denen Menschen vollständig oder teilweise im Metaverse arbeiten.

Kurzum: Durch das Metaverse wird eine neue digitale Welt für alle Menschen geschaffen. Dabei tauchen viele rechtliche Fragen auf, die wir in diesem und weiteren Beiträgen rund um das Metaverse näher beleuchten.

Was ist das Metaverse?

Beim Metaverse handelt es sich nicht um eine einzelne digitale Plattform oder ein einzelnes Produkt eines Unternehmens, sondern ist eher als Konzept eines virtuellen Raums zu verstehen.

Derzeit gibt es viele verschiedene, voneinander getrennte Räume, also verschiedenen „Metaversen“, die über das Internet zugänglich gemacht werden. Im Zusammenhang mit dem Metaverse werden häufig folgende Begriffe verwendet:

Virtual Reality: Die virtuelle Realität des Metaverse ist darauf ausgerichtet, bestimmte Orte oder Situation besonders realistisch oder fiktiv darzustellen. So ist es derzeit möglich, virtuell mit einem Kanu durch Alaska zu paddeln oder sich mit unterschiedlichen Menschen in einem virtuellem Raum zu treffen und zu interagieren, ohne selbst physisch vor Ort zu sein. Der Zugang zur virtuellen Realität erfolgt durch Augmented- und Virtual-Reality-Brillen (AR/VR).

Der Begriff Virtual Reality umschreibt auch die Augmented Reality, also die Verschmelzung von der virtuellen und physischen Welt. Auf diese Weise können virtuelle Interaktionen mit Erlebnissen in der physischen Welt kombiniert werden.

Virtual Assets: Ein weiterer Bestandteil des Metaverse ist die Nutzung der Blockchain-Technologie und darauf basierender Kryptowährungen sowie Non-Fungible Tokens (NFTs). Kryptowährungen und NFTs dienen als virtuelle Vermögensgegenstände. Wir widmen uns den NFT-Technologie und den damit diskutierten Rechtsfragen in einem separaten Beitrag.

Digital Identities:Mithilfe von digitalen Identitäten, sog. Avataren, agiert man im Metaverse auf  verschiedenen Plattformen. Die Nutzer können den eigenen Avatar nach eigenem Belieben gestalten und beispielsweise mit digitaler Kleidung neu ausstatten. Allerdings ist derzeit noch nicht vollständig möglich, einen einzigen Avatar auf allen verschiedenen Metaverse-Plattformen zu verwenden.

Welches Recht soll in einem dezentralisierten und weltweiten Metaverse gelten?

Für die bereits bestehenden „Metaversen“ – noch mehr aber für ein mögliches einheitliches Metaverse in der Zukunft – stellt sich die unweigerlich die Frage, welches Recht gelten soll. Diese Frage ist bisher nicht abschließend geklärt.

Anknüpfungspunkte für die Bestimmung des geltenden Rechts gibt es viele: Gilt das Recht am Wohnsitz des Nutzers, am Aufenthaltsort des Avatars oder aber am Sitz des Metaverse/Plattform-Betreibers? Oder gilt womöglich das Recht am Standort des Servers, auf dem das Metaverse gehostet wird? Der Betreiber des jeweiligen Metaverse kann mithilfe der Nutzungsbedingungen das Gerichtsstands- und Rechtswahlklauseln vorgeben. Allerdings ist insbesondere im Hinblick auf das Rechtsverhältnis zwischen einzelnen User auch auf das internationale Privatrecht abzustellen.

Zwar bringen die neuen EU-Regelungen des Digital Markets Act und des Digital Service Act weitere Anforderungen an den Verbraucherschutz und den Online Markt – konkrete Regelungen für das Metaverse dahingehend, welche Regelungen gelten, gibt es derzeit noch nicht.

Wie sind die Daten der Nutzer geschützt und wer darf über die Daten der Nutzer verfügen?

Bei der Nutzung des Metaverse werden verschiedene personenbezogene Daten des Nutzers verarbeitet: Nicht nur aus dem Verhalten des Avatars im Metaverse können Daten gesammelt werden. Auch bei der Verwendung von AR/VR-Technologien können eine Vielzahl von Daten erhoben werden. Dies sind vor allem Daten über die reale Umgebung des Nutzers und biometrische Daten, wie zum Beispiel Puls, Veränderungen der Iris oder die Atmung.

Neben der Frage, ob die DSGVO im Metaverse überhaupt Anwendung findet, ist offen, wer über die oben genannten Daten verfügen darf. Ist es der Metaverse-Betreiber? Oder ist es der Akteur, der in dem Metaverse eine Interaktionsmöglichkeit geschaffen hat, beispielsweise ein virtueller Shop? Die Frage nach der Verantwortlichkeit über die gesammelten Daten der Nutzer hat umfangreiche Auswirkungen auf die einzelnen Beteiligten: Muss der Inhaber des virtuellen Shops selbst den Nutzer bei Eintritt in den Shop über die Datenverarbeitungen informieren? Wo werden die Daten konkret gespeichert und wie lassen sich die Daten wieder löschen, wenn der Nutzer die Löschung begehrt?

Darüber hinaus bestehen in vielen anderen Rechtsbereichen weitere Fragen rund um das Metaverse: Wie weit reicht das Direktionsrecht des Arbeitgebers gegenüber den Mitarbeitern auch im Metaverse? Welche Haftungsrisiken bestehen für den Arbeitgeber für Handlungen der Mitarbeiter? Was sind NFTs und welche Regelungen gelten für den Verkauf? Schützen die bestehenden Marken gegen mögliche Verletzungen im Metaverse? Lässt sich im Metaverse eine eigenständige Tochtergesellschaft gründen? Welche steuerrechtlichen Folgen hat der Verkauf von digitalem Land im Metaverse?

Diesen und weiteren rechtlichen Fragen zum Metaverse widmen wir uns in den kommenden Beiträgen.

Unser Oppenhoff Digital Day dreht sich dieses Jahr ebenfalls um das Thema Metaverse. Der Digital Day wird im September 2023 stattfinden. In Kürze finden Sie auf unserer Webseite nähere Informationen.

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Patrick Schwarze

Patrick Schwarze

Junior PartnerRechtsanwalt

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